Mittwoch, 12. November 2008

Projektbericht von Simon

Abschlussprojekt für die Grundausbildung zum

Spiel- und Theaterpädagogen AGS Thüringen





T h e a t e r w o r k s h o p
Durchführung: 24. September 2005



- P r o j e k t b e r i c h t -


I N H A L T

1 PLANUNG 3
1.1 Entstehung der Idee 3
1.2 Konzeptionelle Vorüberlegungen 3
1.2.2 Zielgruppe 3
1.2.3 Ort 3
1.2.4 Zielstellung 4
1.3 Vorbereitung und Planung des Workshops 4
1.3.1 Vorbereitungen 4
1.3.2 Planung des Ablaufs 5
2 DURCHFÜHRUNG (24.09.2005) 8
2.1 Vorbereitung 8
2.2 Workshop 8
3 AUSWERTUNG 10
4 AUSBILDUNGSREFLEXION / SCHLUßEINSCHÄTZUNG 11
5 ANLAGE 12
6 LITERATUR 15




1 Planung

1.1 Entstehung der Idee

Bereits vor mehr als einem Jahr entstand gemeinsam mit einem theaterinteressierten Freund der Gedanke, in unserer (von uns beiden besuchten) Kirchgemeinde eine feste Theatergruppe aufzubauen. Wir waren und sind beide der Ansicht, dass z. B. eine Predigt oder ein Gottesdienstthema durch eine visuelle Darstellung sehr gewinnen können. Besondere Aspekte könnten dadurch hervorgehoben oder unterstrichen und manche Themen greifbarer und nachvollziehbarer werden. Auch der Unterhaltungswert eines solchen Elementes ist nicht zu unterschätzen, da es letztlich zur Belebung und somit zu einer Bereicherung des Gottesdienstes beiträgt.
Das Betätigungsfeld einer Theatergruppe in der Gemeinde müsste sich aber nicht nur auf anspiele im Gottesdienst begrenzen. Auch Weihnachts-/Krippenspiele oder Aufführungen zu anderen besonderen Anlässen wären dann denkbar. Der Vorteil einer festen Gruppe läge darin, immer eine bestimmte Anzahl spielbereiter Leute verfügbar zu haben, die durch regelmäßiges Training nicht bereits über schauspielerische Grundfähigkeiten verfügen. Auf diese Weise kann ein Stück wesentlich schneller einstudiert werden, als wenn man immer wieder bei Null anfangen müsste.
Diese schon länger bestehende Idee habe ich für mein Projekt wieder aufgegriffen und bot in unserer Gemeinde ein Startseminar über einen ganzen Tag an, mit dem Ziel, bei Interesse der Beteiligten, daraus eine feste Gruppe entstehen zu lassen.


1.2 Konzeptionelle Vorüberlegungen
1.2.2 Zielgruppe

In meinen Vorüberlegungen sollten eventuelle Auftritte vorerst in unserer Gemeinde stattfinden. Daher grenzte ich das Angebot auf Mitglieder und regelmäßige Besucher unserer Gemeinde ein. Von der Altersstruktur her orientierte ich vorwiegend auf Jugendliche und Erwachsene Teilnehmer, wobei nach Absprache die Teilnahme auch für Teenies, also ab ca. 12/13 Jahren denkbar gewesen wäre.

Da die meisten Familien der Gemeinde außerhalb Dresdens wohnen, müssen oft lange Wege zurückgelegt werden. Das macht eine regelmäßige Arbeit besonders mit Kindern und Teenies sehr schwer (müssen von den Eltern gebracht werden). Außerdem haben viele von ihnen schon mehrfache Verpflichtungen in der Woche, so dass ein weiteres Angebot eine zusätzliche Belastung für Kinder und Eltern bedeutet hätte.


1.2.3 Ort

Als Durchführungsort boten sich die vorhanden Gemeinderäume, Mennonitengemeinde Dresden (Hechtstr. 78a), an. Der Jugendraum ist groß genug, um ausreichend Bewegungsfreiheit für die verschiedenen Übungen zu haben. Ebenso ist es möglich eine Bühnensituation herzustellen, um kleinere Beiträge/Übungen zu präsentieren.
Für Mittag und Imbiß steht eine Teeküche zur Verfügung.


1.2.4 Zielstellung

Langfristiges Ziel

Lang- und mittelfristiges Ziel des Workshops sollte es sein, einen Startpunkt zu setzen, um eine feste Theatergruppe innerhalb der Gemeinde mit folgenden Inhalten aufzubauen:
- Aufbau einer festen Theatergruppe, die eigenständig agiert
- Regelmäßiges Schauspieltraining zur Verbesserung der schauspielerischen Fähigkeiten
- Erarbeitung und Durchführung kleinerer und größerer Auftritte (z. B. Anspiele, Weihnachtspiel)
- Fester Stamm von trainierten Darstellern, der bei Bedarf für bestimmte Aufführungen ergänzt werden kann (z. B. durch Kinder); dies ermöglicht eine schnellere und effektivere Erarbeitung eines Stückes mit gleichzeitig höherer Qualität

Kurzfristiges Ziel

Die Qualität und Atmosphäre einer Theatergruppe hängt m. E. im Wesentlichen von der Beteiligung und Motivation der Mitglieder ab. Deshalb war und ist es mein Grundanliegen, jeden Einzelnen so weit wie möglich in den Entstehungsprozess mit einzubeziehen. Nur so kann eine Identifikation mit der Gruppe und deren späteren Aktivitäten entstehen, welche u. a. die Voraussetzung für ein längerfristiges fortbestehen einer solchen Gruppe ist.

Bisher hatte noch kein Austausch mit potentiellen Interessenten stattgefunden. Daher war es auch ein spezielles Ziel des ersten Treffens, eine geeignete Plattform zu schaffen, mit den einzelnen Teilnehmern über deren Bereitschaft und eigene Vorstellungen/Motivationen zu sprechen. Auf diese Weise sollte geklärt werden, ob überhaupt ausreichend Interesse für ein derartiges Projekt besteht. Als Grundlage für den gemeinsamen Austausch war mir gerade für das erste Treffen wichtig, eine positive und offene Atmosphäre zu schaffen, die die Lust am Schauspielen weckt und dazu animiert, weitere Ideen und Aktivitäten zu entwickeln.

Gleichzeitig sollte das 1. Treffen die Möglichkeit bieten, einen Eindruck des zukünftigen Ablaufs und der inhaltlichen Arbeit zu vermitteln. Das ist besonders für die Teilnehmer von Bedeutung, die noch keine genauere Vorstellung haben und in ihrer Entscheidung, regelmäßig teilzunehmen, noch unentschlossen sind.


1.3 Vorbereitung und Planung des Workshops
1.3.1 Vorbereitungen

Nachdem die Projektidee gereift war, ging es an die konkrete Umsetzung und die Vorbereitung des Workshops. Zunächst traf ich erste Absprachen mit unserem Gemeindeleiter. Die Anfrage, eine Theatergruppe aufzubauen, wurde hier sehr positiv aufgenommen. Schnell konnten wir uns auch über die organisatorischen Dinge, wie Zeit und Raumnutzung einigen. Als diese ersten Weichen gestellt waren, verschickte ich per E-Mail erste Einladungen an potentielle Interessenten. Einige sprach ich auch persönlich an. Auch im Gemeindeblatt konnte ich für den Workshop einladen.
Wie sich herausstellte, war am gleichen Tag eine weitere Veranstaltung außerhalb unserer Gemeinde geplant. Hier galt es einen feinfühligen Umgang mit der „Konkurrenzveranstaltung“ zu entwickeln, um nicht Personen abzuwerben aber dennoch die Bedeutung des eigenen Projektes zu vertreten.


1.3.2 Planung des Ablaufs

Innerhalb der ersten Zusammenkunft wollte ich gern folgende Punkte miteinander verbinden:
- gegenseitiges Kennenlernen / einen Eindruck und Gefühl für die Gruppe bekommen
- miteinander „warm werden“ – einen Einstieg schaffen, miteinaner schauspielerisch zu agieren; Abbau erster Hürden
- Möglichkeit schaffen, nur einmal „hereinzuschnuppern“, um dann eine verbindliche Entscheidung über die Teilnahme zu treffen
- Einen Einblick verschaffen, wie Schauspielerisches Training ablaufen kann (konkrete Übungen)
- Miteinander absprechen und soweit möglich einigen:
o Besteht weiterhin Interesse?
o Welche Motivationen/Zielstellung hat jeder einzelne?
o Wie oft/Wann können weitere Treffen stattfinden?
o Welches Ziel wollen wir uns setzen?
o Welche inhaltlichen Schwerpunkte wollen wir setzen?
o evtl.: finden wir einen Namen für unsere Gruppe?

Um all den Ansprüchen gerecht werden zu können, war es notwendig, genügend Zeit zur Verfügung zu haben. Deshalb schien mir hierfür ein Samstag als geeigneter Wochentag, um mehrere Stunden am Stück arbeiten zu können und damit ausreichend Spielraum für die geplanten Punkte zu haben. Als Einstieg schienen mir die Zeit von 10.00-16.00 Uhr angemessen, um auch Vätern und Müttern (die ihre Familien nicht so lange allein lassen möchten/können) die Teilnahme zu ermöglichen.


Als Grobplanung entwickelte ich daraufhin folgenden Ablauf:

Zeit Was? Geplante Zeit ca. in Min.
10.00 Begrüßung/Einstieg 5
10.05 ErwärmungAnkommen, sich einfinden, Lockerung 15
10.20 Einheit IÜbungen zum Kennenlernen, miteinander warm werden, sich aneinander gewöhnen, sich und andere wahrnehmen; Barrieren abbauen, sich zu zeigen/produzieren 100
12.00 Mittag 30
12.30 Einheit IIImprovisationstheaterEinander wahrnehmen, aufeinander reagieren, Spontaneität; vor anderen spielen 90
14.00 Kaffeetrinken/AbsprachenPlanung (Termine, weiterer Verlauf, Inhaltliche Gestaltung, Motivationen/Zielstellungen 60
15.00 Einheit IIIEinführung in Statusspiel mit entsprechenden Übungen aus dem ImprovisationstheaterOderVorbereitung auf bestimmtes Projekt 45
15.45 Auswertung/Rückmeldung 15
16.00 Ende/Aufräumen

(Detaillierter Ablauf: siehe Anhang!)


Erläuterungen zum geplanten Ablauf und geplanter Inhalte:

1. Begrüßung/Einstieg

- Begrüßung der Teilnehmer
- Vorstellung des Ablaufs
- Kurze Erklärung der Projektidee; Hinweis auf Fotografieren (für die Präsentation)
- Fragen und Anregungen sind erwünscht – Aufforderung sich einzubringen
- Erklärung: geschütztes Übungsfeld für die Gruppe - keiner braucht Angst haben, Fehler zu machen, jeder kann sich frei ausprobieren
- Möglichkeit für Rückfragen


2. Einheit I

Erwärmung:
- Übungen zur Erwärmung und zum Ankommen
- Konzentration aufbauen/Sammeln
- Erste distanzierte Kontaktaufnahme untereinander
- Aufbau/Steigerung der (Spiel-)Energie

Körper- und Wahrnehmungsübungen
- falls notwendig: Vorstellung der Namen mittels Vorstellungsspielen
- Übungen zur Wahrnehmung des eigenen Körpers
- Beobachtung von Bewegungsabläufen an sich selbst und der anderen
- Ausdruckformen mittels Mimik/Gestik ausprobieren
- Pantomimische Übungen
- zu Beginn gemeinsame Übungen in der Gruppe bzw. einzeln, dann in Paaren (um sich langsam anzunähern) zum Abbau der Scheu, sich vor den anderen darzustellen,
- Gegen Ende der Einheit Übungen zur Interaktion (gegenseitig wahrnehmen und darauf reagieren)




3. Einheit II

Übungen/Spiele des Improvisationstheaters
- kurze Erwärmung
- kurze Einführung und Regeln des Improtheaters
- Improvisationsübungen/-spiele
- dabei eigene Erfahrungen sammeln, die gemeinsam besprochen und ausgewertet werden

Nachdem sich die Gruppe im ersten Teil etwas kennen gelernt und ein Stück näher gekommen ist, soll in der zweiten Einheit das spontane Reagieren aufeinander geübt werden. Dies ist zum einen eine wesentliche Grundlage für das Theaterspiel an sich und macht gleichzeitig großen Spaß.
Allerdings erfordert es die Bereitschaft der Teilnehmer, sich darauf einzulassen. Sollte sich nach der ersten Einheit herausstellen, dass die Gruppe dafür noch nicht bereit ist, müssten alternativ weitere Übungen zur Wahrnehmung und Interaktion angeschlossen werden. Bei Bedarf würde das Thema mit der Gruppe besprochen und sich gemeinsam über den weiteren Ablauf geeinigt. In jedem Fall müsste flexibel auf die Befindlichkeiten in der Gruppe reagiert werden.

4. Kaffeetrinken/Absprachen

Nachdem ein gemeinsamer Einstieg geschafft und ein erster Eindruck gewonnen ist, soll an dieser Stelle gemeinsam die weitere inhaltliche und organisatorische Planung (s. o.) besprochen werden.

5. Einheit III

Für diese letzte Einheit habe ich zwei Möglichkeiten vorgesehen:
1. Fortsetzung mit weiteren Übungen des Improtheaters, um das Geübte zu vertiefen bzw. mit neuem Schwerpunkt auf Status-Darstellungen
2. Falls in den Absprachen der Wunsch geäußert wurde, als erstes kurzfristig ein kleines Anspiel zu einzuüben, dann könnte die Zeit genutzt werden, daran zu arbeiten.

Am Ende dieser Einheit soll eine kurze Reflektionsrunde stattfinden, in der mir und der ganzen Gruppe eine Rückmeldung über das Treffen gegeben wird.

Für die einzelnen Übungen fertigte ich mir jeweils eine kleine Karteikarte (DIN A7) mit den notwendigen Informationen an. Diese lassen sich dann flexibel handhaben, um entweder angemessen auf eine Gruppensituation zu reagieren oder aus Zeitgründen eine Auswahl treffen zu können. Auf den Karten vermerkte ich mir auch, welche der Übungen mir besonders wichtig erschienen und welche evtl. weggelassen werden können.

2 Durchführung (24.09.2005)

2.1 Vorbereitung

Insgesamt hatten sich 8 Personen für den Workshop angemeldet, von denen aber leider zwei aus terminlichen Gründen, eine weitere Person am Abend vorher wegen Krankheit absagen mussten. Damit bestand die Gruppe aus zwei Frauen und drei Männern im Alter von 23 bis etwa Mitte 40.

Zur Vorbereitung gestaltete ich den Übungsraum, in dem ich verschiedene Utensilien (Brillen, Hüte...) auslegte, die zum ausprobieren animieren sollten und bei den einzelnen Übungen/Spielen mit benutzt werden konnten. Einige Teilnehmer brachten auch eigene Requisiten mit. Außer dem habe ich Tee zur Begrüßung und für zwischendurch bereitgestellt.

2.2 Workshop

Der Workshop konnte leider nicht pünktlich beginnen, da drei Personen leider erst 20 Minuten später kamen. So konnten die anwesenden jedoch die Zeit nutzen, sich schon einmal einzustimmen und miteinander vertraut zu machen. Dennoch war diese Verzögerung für die Wartenden etwas ärgerlich.

Nach dem alle anwesend waren, begann ich wie geplant mit der Begrüßung, stellte den geplanten Ablauf vor und gab eine kurze Erklärung zum geplanten Projekt Alle Teilnehmer kannten sich untereinander bereits mehr oder weniger intensiv. Eine Vorstellungsrunde war daher nicht notwendig.
Wie ich schnell feststellte, war die Gruppe sehr hoch motiviert und ließ sich ohne Zögern auf die von mir gemachten Angebote und Aufgaben ein. So konnten zunächst die Erwärmungsübungen mit großer Freude durchgeführt werden.

Auch die anschließenden Körper- u. Wahrnehmungsübungen wurden mit viel Begeisterung und Kreativität umgesetzt. Schon bald wurde zwischendurch immer häufiger gelacht, was für mich ein Zeichen dafür war, dass sich bereits zu diesem Zeitpunkt eine gelöste Atmosphäre entwickelte, die es ermöglichte, sich gegenseitig immer mehr zu zeigen und wahrzunehmen. Dennoch war es noch eine Phase des Herantastens, des Ausprobierens und des gegenseitigen Überprüfens. Auch das war trotz allen Spaßes spürbar.

Sehr gut wurden insbesondere die Paarübungen angenommen, in denen einer den anderen blind durch den Raum führen musste. Aber auch die Spiegelübung, in der die Gestik und Bewegungen des Gegenübers nachgemacht werden mussten, machten viel Freude und trugen dazu bei, die bestehenden Hemmungen, sich voreinander darzustellen, zu vermindern.
Aufgrund des verspäteten Beginns, habe ich zwei der geplanten Übungen weggelassen, um den Zeitplan wieder zu erreichen.


Im Anschluss an die Übungen führte ich eine kurze Zwischenauswertung durch. Hier konnte eine Rückmeldung über die 1. Einheit gegeben und entstandene Fragen geklärt werden.

Die nun anschließende Mittagspause wurde für einen regen Austausch untereinander genutzt. Da sich die Fertigstellung des Essens auch etwas verzögerte, musste die Mittagspause über die ursprünglich geplante Zeit hinaus verlängert werden. Da mir eine angenehme Atmosphäre sehr wichtig war, vermied ich es, unnötig pedantisch auf die Uhr zu schauen, sondern nutzte auch die Zeit, mit den einzelnen Teilnehmern ins Gespräch zu kommen. Hier wurde mir erstmals die Bedeutung der sozialen Komponente einer solchen Gruppe bewusst.



Die zweite Einheit begann mit einer kurzen Minimassage als Erwärmung. Diese wurde immer weiter in Tempo und Rhythmus gesteigert, so dass alle langsam wieder „auf Touren“ kamen. In einer zweiten Übung sollte der Geist noch geweckt werden, in dem ebenfalls in einem hohen Tempo Gegenstände anvisiert, jedoch anders bezeichnet werden (laut ausgesprochen).

Nun gab ich für die erste Übung (Ein-Wort-Geschichte) die Grundanweisungen. Ich war überrascht, wie gefesselt die Teilnehmer von dieser Übung waren. Nicht zufriedengestellt wollten sie nach einem Missglückten Versuch immer wieder eine neue Geschichte beginnen. Das eröffnete die Möglichkeit, mit viel Spaß gemeinsam zu experimentieren.
Dies setzte sich bei den weitern Improvisations-Übungen fort. Immer wieder wurde der Bedarf signalisiert, Übungen zu wiederholen oder zu verlängern, um sich neu ausprobieren zu können.
Aufgrund der Zeit musste ich auch im zweiten Teil einige der Übungen weglassen, um die Einheit rechtzeitig beenden zu können.


Während des Kaffeetrinkens wurden nun alle organisatorischen und inhaltlichen Dinge wie geplant besprochen.
Erstes gemeinsames Ergebnis war, dass alle große Lust hatten, sich gern weiterhin regelmäßig zu treffen. So wurde beschlossen, dass wir uns von nun an aller 2 Wochen, jeweils Montagabend, für ca. 2 Stunden treffen. Außerdem sollte die Theatergruppe vorerst als Projekt in einem begrenzten Zeitraum stattfinden. Wir haben festgelegt, dass dieser Zeitraum nach Ostern 2006 enden soll. Danach kann neu überlegt und beschlossen werden, ob und wie die Arbeit eventuell fortgesetzt wird.
Einigkeit bestand auch darin, gerade am Anfang nicht unter Aufführungsdruck stehen zu wollen und am Anfang lieber kleine Sachen in Angriff zu nehmen, um sich erst einmal etwas ausprobieren zu können. Außer dem bestand der Wunsch, auch als Gruppe Zeit und Raum zu haben, sich anzunähern und zusammen zu wachsen. Konsens herrschte darüber, dass kein „Spielzwang“ entstehen sollte der regelmäßig zu bestimmten Aufführungen verpflichtet. Sowohl zeitlich als auch inhaltlich möchte die Gruppe selbst über die Auftritte entscheiden.
Bei der konkreten Suche nach dem ersten gemeinsamen Ziel gingen dann die Positionen etwas auseinander, da hier die Frage eingeworfen wurde, ob wir denn nicht das Krippenspiel zu Weihnachten übernehmen könnten. Hieran schloss sich eine längere inhaltliche Diskussion an, in der es um die Frage ging, was wir denn als Gruppe spielen möchten und womit wir uns identifizieren können. Die Frage konnte jedoch nicht abschließend geklärt werden. Daher wurde beschlossen, bis zum nächsten Treffen Vorschläge für ein Weihnachtsspiel zu sichten. Anhand dieser konkreten Vorlagen sollte dann eine Entscheidung getroffen werden.

Diese Planungseinheit und inhaltliche Auseinandersetzung nahm insgesamt sehr viel mehr Zeit in Anspruch, als ursprünglich geplant. Deshalb musste ich die Einheit III zugunsten der Planung wegfallen lassen und schloss nun gleich die Reflexionsrunde an. Ergebnis dieser Runde war, dass sich die Teilnehmer insgesamt sehr wohl fühlten,
Positiv wurde rückgemeldet, dass:
- sich die Teilnehmer insgesamt sehr wohlfühlten, und die Atmosphäre innerhalb der Gruppe angenehm war,
- alle viel Spaß an den Übungen hatten und es ihnen leicht gefallen ist, sich darauf einzulassen,
- die meisten Teilnehmer sehr angenehm fanden, dass sie keine Hemmungen vor dem Spielen haben mussten (z. T. konnten erste Ängste vor dem Spielen genommen werden),
- alle Lust bekommen haben, weiter zu machen.

Kritisch angemerkt wurde:
- dass manche Übungsanleitungen eindeutiger hätten sein können.


3 Auswertung

Insgesamt bin ich der Ansicht, dass der Workshop sehr gut gelaufen ist und bin auch mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Mein Ziel, eine Gruppe von Menschen für das Theaterspiel zu gewinnen und zu begeistern ist für den Anfang erreicht. Auch wenn die weitere Entwicklung noch abzuwarten bleibt, ist es vorerst gelungen, mit dem Workshop einen Startpunkt für eine weiter aufzubauende Theatergruppe zu setzen.

Ablauf

Der Ablauf konnte im Wesentlichen wie geplant umgesetzt werden. Es war hilfreich, einige Übungen mehr in der Hinterhand zu haben, die ich bei Bedarf noch hätte durchführen können. Aus den Rückmeldungen der Teilnehmer konnte ich schließen, dass die Abfolge der Übungen für die Gruppe angenehm war. Demzufolge waren auch die flexible Auswahl und zeitliche Anpassung angemessen. Lediglich im zweiten Teil hatte ich das Gefühl, dass es den Teilnehmern schwer fiel, die Konzentration zu halten. Hier wäre es möglich gewesen, eine Lockerungsübung o. ä. einzufügen.
Da der Ablauf von vornherein flexibel geplant war, war es weder inhaltlich noch zeitlich eine Schwierigkeit, dass der letzte Teil zugunsten der weiteren Planung wegfiel.

Methoden/Übungen

Meine Auswahl und Abfolge der Übungen fand ich durch die positive Rückmeldung der Teilnehmer bestätigt.
Kritisch angemerkt wurde, dass die Erklärungen und Anweisungen zu einzelnen Übungen klarer und präziser hätten sein können. Ich werde versuchen, dies in den folgenden Veranstaltungen zu verbessern.
Als sehr hilfreich erwiesen sich die von mir vorbereiteten Karten mit den einzelnen Übungen. Auf diese Weise sind einerseits die notwendigen Informationen zu den Methoden stets parat. Andererseits wird dadurch ermöglicht, flexibel auf den aktuellen Bedarf der Gruppe zu reagieren, ohne den Überblick zu verlieren. Das gab mir als Leiter sehr viel Sicherheit.
Soziale Ebene

Erst während der Durchführung des Workshops wurde mir deutlich, wie wichtig neben der inhaltlichen (Theater-)Arbeit auch und gerade der Gruppenprozess und die zwischenmenschlichen Beziehungen sind. Bei meinen Vorbereitungen habe ich das zu wenig beachtet bzw. unterschätzt.
Während der gesamten Zeit bestand unter den Teilnehmern immer wieder das Bedürfnis, miteinander zu kommunizieren. Anfangs empfand ich das als sehr störend und versuchte zur Disziplin zu mahnen. Dann wurde mir jedoch die Bedeutung dieser sozialen Komponente bewusst und ich versuchte das Bedürfnis, miteinander in Kontakt zu treten, in die Übungen zu integrieren. Dies wurde gern angenommen und genutzt und ließ letztlich eine ganz besondere und lockere Atmosphäre entstehen.
Auch in den Pausen bestand ein großer Bedarf an Austausch. Ich reagierte darauf, in dem ich diesem Bedürfnis nachkam und die Pause etwas ausweitete, auch wenn ich dadurch mit meinem Zeitplan in Verzug kam. Ich betrachtete die Pause jedoch nicht mehr als Pause von dem Kurs, sondern vielmehr als einen Teil dessen.
Inzwischen bin ich der festen Ansicht, dass die Förderung und Pflege der sozialen Kontakte ein wesentlicher Bestandteil für eine solche Gruppe sein sollte. Ein gutes Miteinander ist die Grundlage für eine angenehme Arbeitsatmosphäre, die sich wiederum in der Qualität der Auftritte widerspiegelt. Nicht zuletzt werden dadurch auch der Zusammenhalt und das Fortbestehen der Gruppe ermöglicht.


4 Ausbildungsreflexion / Schlußeinschätzung

Die meisten angewandten Übungen des Kurses habe ich im Rahmen der Ausbildung kennen gelernt. Innerhalb des Workshops hatte ich die Möglichkeit, diese selber auszuwählen, zu kombinieren und anzuleiten. Dadurch, dass ich viele Übungen selber schon als Teilnehmer durchgeführt hatte, fiel mir die Umsetzung erheblich leichter, als bei denen, die ich zum ersten Mal ausprobierte.
Wichtig war mir, während der Ausbildung Grundkenntnisse erlangt zu haben, selber zum Spiel anzuleiten und zu motivieren. Hierfür waren insbesondere die Arenatreffen hilfreich, in denen viele Übungen und Theaterformen im angenehmen Rahmen ganz praktisch ausprobiert und experimentiert werden konnten. Die gemeinsamen Auswertungen hatten hier besondere Praxisverbundenheit und waren für mich daher besonders wertvoll.
Unzureichend empfinde ich nach wie vor meine Kenntnisse und Fähigkeiten im schauspielerischen Bereich. Auch auf dem Gebiet der Regiearbeit fühle ich mich noch sehr unsicher, gerade im Hinblick auf meine weitere Arbeit mit der Theatergruppe. Dennoch habe ich die Ausbildung als einen wertvollen Einstieg in die theaterpädagogische Arbeit erlebt und werde das hier erworbene Wissen anwenden und versuchen weiter ausbauen.


5 Anlage

Planung / Durchführung des Ablaufs

Übung/Spiel Beschreibung Geplantin Min. Durchge-führtin Min.
Begrüßung/Einstieg - Geplanten Ablauf vorstellen- Gedanken zum Projekt (Entstehung, Motivation, Hinweis auf Fotos)- Einladung zum Ausprobieren, (keine Angst vor Fehlern!) 5 30(Beginn 25 min. verzögert, da 3 Teilnehmer zu spät kamen)
Erwärmung Ca 25 Ca 20
Klatschkreis 1. Klatschimpuls wird reihum weitergegeben2. Doppelt klatschen = Richtungswechsel3. Impuls wird quer durch den Kreis gegeben
Gestenkreis - statt Klatschimpuls werden Gesten weitergegeben Weggelassen
Obst und Gemüse - - jeder denkt sich ein Obst aus; wird in fester Reihenfolge weitergegeben- wie oben mit Gemüse, aber andere Reihenfolge- beide Reihenfolgen gleichzeitig ablaufen lassen
Durch Raum gehen - Tempo vorgeben (1-5)
Begrüßungen - durch Raum laufen und unterschiedlich begrüßen: Blick, Umarmung, Knie, ernst, lächelnd…
Laufen wie… - durch Raum laufen wie: Bankier, Bauarbeiter, Kind Diva, Bettler, Engel
Körperliche Übertreibungen - durch Raum gehen und behindert werden durch:- Riesenschuhe, Nase= 60cm- Riesen Brummschädel voll Helium- 12 kg Gewicht am Arm- 25 kg Kugel am Hintern- Schulterblätter 1m auseinander Weggelassen
1. Einheit 90 60
Fingerführung Paare:- an einem Finger berühren und durch den Raum führenVariation: - erst Handflächen berühren
Spiegel Paare:- gegenüber stehen- einer führt, anderer macht Bewegungen/Gesten nach
Zeitungsspiel - 1. formt Zeitung, gibt sie weiter (z. B. Fernglas)- nächster findet andere Verwendung (Trinkhalm) usw.- wenn alle durch sind, nimmt der 2. neue Zeitung und formt etwas Neues …
Aufheben, tragen, absetzen - pantomimisch etwas aufh./tragen/absetzen- Eimer Wasser, Eisblock, verletztes Tier, Kind m. Wutanfall, alter Kaugummi…
Fahrspaß - einer denkt sich Gefährt aus, die anderen steigen der Reihe nach ein; sobald sie erkannt haben, was gespielt wird: ergänzen
Maschine - nachstellen einer Maschine:- einer beginnt mit Bewegung+Geräusch- nächster ergänzt…
Gemeinsame Auswertung 10 10
Mittag 30 45
2. Einheit 75 60
Körper im gleichen Rhythmus abstreifen - gemeinsamer Rhythmus:- linker Arm – rechter Arm abstreifen- linkes Bein – rechtes Bein abstreifen- mit viel Schwung- Tempo steigern bis Chaos
Gegenstände anders nennen - Gegenstand ansehen und anders bezeichnen- Hohes Tempo!!
Ein-Wort-Geschichte - jeder sagt ein Wort1. kurze Sätze2. Hauptperson einen Namen geben3. wenig Adjektive4. jeder kann Punkt setzen
Abklatschen - A Beginnt Tätigkeit in Kreismitte- bei klatschen erstarrt A, - der geklatscht hat, nimmt Haltung von A ein und setzt mit anderer Handlung fort usw.
JA-/NEIN sagen - Szene wird vorgegeben (Hutladen, Bäcker…)- A sagt immer NEIN/JA- A macht immer neues Angebot- B muss darauf reagieren
Was machst du? - A beginnt mit Tätigkeit- A zu B: Was machst du?- A: nennt andere Tätigkeit als dargestellt- B setzt mit genannter Tätigkeit fort- A: Was machst du? usw. Weggelassen
Tätigkeit am absurden Ort - A beginnt mit Tätigkeit- B kommt hinzu und benennt Ort (Geige spielen im Klo)
Innehorchen - A moduliert B- B verharrt bis ihm Idee zu der Haltung kommt- B spielt kurz an - Wechsel Weggelassen
Sitzen-Stehen-Liegen - Szene wird vorgegeben oder gemeinsam überlegt- 1 sitz, 1 steht, 1 liegt- wechselt einer die Haltung, muss er plausiblen Grund dafür geben- anderer muss seine Stellung einnehmen (mit Grund)
Ein-Wort-Geschichte spielen - Ein-Wort-Geschichte wird zu zweit erzählt undGleichzeitig gespielt- Herausforderungen annehmen! Nicht vor Abenteuer drücken! Weggelassen
Schreibmaschine - A=Erzähler, der Rahmenhandlung erzählt (sitzt am Bühnenrand)- Andere spielen Handlung u. bringen Ideen ein, die A wieder aufgreift u. fortführt Weggelassen
Auswertung - 15 15
Kaffeepause/Organistion - Absprache weitereTermine und inhaltliche Arbeit 60 100
3. Einheit - 45
Status Hoch und Tief - Gruppe A: Hochstatus (Oberarzt)- Gruppe B: Tiefstatus (Zivi) Weggelassen
Status 1-4 - 4 Pers., jeder bekommt Zettel mit Nr.1-4 (1=hoch, 4=tief)- keiner kennt Nr. des anderen- Szene vorgeben (Wartezimmer)- Jeder spielt seinen Status- Gemeinsam raten und Auswertung Weggelassen
Status kippen - Szene vorgeben (Banküberfall)- Hoch-/Tiefstatus etablieren- Im Verlauf wandelt sich der Status Weggelassen
Stauspyramide - Szene vorgeben/überlegen mit festgelegter Statusfolge- Hackordnung Weggelassen
Abschlussaus-wertung - 15 10


6 Literatur

Admiral/Werlin: Vorhang auf! Theater spielen in der Gemeinde, Wuppertal 1998

J. Broich: Anwärmspiele, Maternus Verlag, Köln 2005

K. Johnstone: Improvisation und Theater. Die Kunst, spontan zu reagieren, Alexander Verlag Berlin 2002

K. Johnstone: Theaterspiele. Spontaneität, Improvisation und die Kunst des Geschichtenerzählens, Alexander Verlag Berlin 2002

S. Pederson: Praxisbuch Theater. Ein Leitfaden für die Theaterarbeit in der Gemeinde, Asslar 2004

H. J. Zwiefka: Pantomime Ausdruck Bewegung. Edition Aragon 1997

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