




1. Zur Konzeption des Projekts
Mein Projekt hatte als Zielgruppe Jugendliche ab 15 Jahren. Jugendliche deshalb, weil ich berufsmäßig mit ihnen zu tun habe, und gerade deshalb ist es für mich interessant, mit ihnen ein Projekt zu machen. Der Zeitraum der Einstudierung war ein Wochenende (23.-25.09.2005)
Ort war Vippachedelhausen (Einstudierung). Ort der Aufführung war die KZ-Gedenkstätte Buchenwald.
Dieses Projekt bot sich an, da der „Pilgerweg gegen das Vergessen“ in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald statt fand und ich es eine interessante Möglichkeit fand, zu diesem Anlass eine Szene mit Jugendlichen zu erarbeiten. Ich wollte gerne ausprobieren, wie es möglich ist, bei diesem Thema theaterpädagogisch tätig zu sein. Theater Spielen hat in meiner Erfahrung bisher oft „Spaß“ gemacht. „Spiellust“ ist ein wichtiges Element, warum Menschen Theater spielen. So musste ich sehen, dass ich bei diesem Thema trotzdem Spiel und Ernst des Themas miteinander verbinde.
Ich habe mich mit verschiedenen Erfahrungen aus dem Aktionstheater (September 2004) und Übungen, die ich aus meiner Ausbildung und aus Büchern kannte, dem Wochenende genähert.
Ich plante dieses Projekt nach den Sommerferien (Terminfestlegung). Danach habe ich in den verschiedenen Jugendgruppen der Suptur, in der ich arbeite eingeladen.
2. Umsetzung/Ablauf
Der Ablauf sah folgendermaßen aus:
Freitag
18.00- 19.00 Einheit 1 Beginn 3 Engel in Erfurt
19.30 Abendessen
20.00- 21.30 Einheit 2 Warming up
Themenfindung erste Schritte zum Thema praktisch
22.30 Abendabschluss
Samstag
8.30 Frühstück
9.00 Morning prayer
9.30 Abfahrt nach Buchenwald
12.00 Mittagessen
danach Mittagspäuschen
14.30-16.00 Einheit 3 Übungen zur Szene
16.30-18.30 Einheit 4 Arbeit zur Szene
18.30 Abendessen
20.00 Film: Schindlers Liste
Sonntag
09.00 Frühstück
10.30- Einheit 5 Probe in der Schule Szene technische Umsetzung
12.00 Aufräumen
12.30 Abfahrt
Als Räume standen uns ein Gemeinderaum zur Verfügung und ein Raum in der hiesigen alten Schule. Als „Bühnen“- Rückwand hatten wir ein Gestell mit schwarzem Stoff, was für das Spielen dann ein gutes Requisit war.
Außerdem hatte diese Wand den Raum sozusagen „neutral“ gemacht.
Freitag:
Am Freitag fuhren wir erst mal nach Erfurt und ich stellte meine drei Teilnehmer vor die Aufgabe, eine Stunde ohne zu sprechen durch Erfurt zu gehen, (In Kleingruppe) kostümiert mit Mantel, Hut und Koffer. Dabei sollten sie verschiedene Aufgaben lösen.
Mein Gedanke war dabei, die TN vorzubereiten auf das Theaterspielen an sich. Und damit sie sich in Situationen wiederfinden, in denen sie besondere Reaktionen hervorrufen.
Außerdem wollte ich einen lockeren Einstieg finden, da mein Thema sehr schwer war. (Wissenschaftliche Experimente im 3. Reich im Gegensatz zu dem, was Wissenschaft heute an Gutem ermöglicht). Und wenn die TN gleich von Anfang an mit dem Thema konfrontiert würden, hätte es sein können, dass auch Kreativität eingeschränkt würde.
Freitag abend: Warming up:
„Durch den Raum gehen“ Bemerkungen
Ein bestimmter Raum wird vereinbart, soweit die räumlichen Gegebenheiten diesen nicht schon definieren. 1.Alle Spieler gehen nun kreuz und quer durch den Raum.2. Alle Spieler immer gleichmäßig im Raum.3. Durch Laufen entstandene Freiräume sofort auffüllen.4. Die Spieler sollen sich nicht berühren.5. Grundregeln immer beachten - ganz schnell – wie in Zeitlupe – vorwärts und Rückwärts- nur rechtwinklig abbiegen- wie Roboter- die Hälfte der Gruppe schnell, die andere langsam – - Stellt euch vor: ihr seid ganz klein, vorsichtig, leise, auf einer Wiese, am Strand – ihr watet durch Wasser- ihr begrüßt euch liebevoll – flüchtig- als wenn ihr jemanden lange nicht mehr gesehen habt – mit dem Begrüßungszeremionell eines fernen Landes- ihr lauft Schlittschuh – - Bewegt euch: wie bei einem Sonntagsspaziergang – wie Fußballweltmeister nach dem Endspiel – wie Katzen, Bären, Hasen _ wie ein König, der die Huldigungen des Volkes annimmt – wie Mannequins auf dem Laufsteg- Geht auf den Zehenspitzen, Außen/Innenkante, Ferse, schwankt, stolpert, marschiert,... Zu MusikAls Erweiterung eigenen sich: Einfrieren/zum Leben ErwecknSphärenklängeBegrüßen
- Fand ich cool, hat alles aufgelockert. Schön, dass das mit der Musik gemacht wurde- Gut zum Warming up, brachte Auflockerung in die Runde, man muss sich kreativ zu den gewünschten Bewegungen Gedanken machen.- Musik förderte Bewegungen, bisschen schwierig manche Übungen, wegen der geringen Gruppengröße Feedback der Teilnehmer
„Holzringe- Was kann ich damit tun?“
Jeder überlegt sich, was er mit dem Holzreifen tun kann und zeigt zwei Möglichkeiten Phantasie anregen
- Sehr interessant gemacht, war mir unbekannt die Methode- Cool, was man alles mit einem Gegenstand machen kann!.- Geringer Aufwand, große Wirkung! Feedback
„Hinführung zum Thema: Aktionsformen im Öffentlichen Raum“ Bemerkung
Wir haben ein Thema: STANDPUNKTEUnterthema Wissenschaft und Forschung Zum positiven im Gegensatz zur Perversion – im dritten ReichAuf Papier: Erfahrung- Formen- Themen- Ängste Reflektion
- Bedeutet intensivere Befassung mit dem Begriff Theater allgemein/mentale Einstellung auf das Thema/ man kann sich besser auf Erwartungen der anderen einstellen- Gute Möglichlichkeit, um sich gegenseitig auszutauschen und Ideen zu sammeln/ Nach einer Zeit der Bewegung auch mal was Ruhiges zum nachdenken- Man bekommt erst mal so richtig einen Überblick und entdeckt neue Möglichkeiten für sich selbst noch einmal Feedback
„Belesung“ Bemerkung
Jeder wählt sich einen Text aus und trägt diesen vorDabei kann sich jeder frei entscheiden, wie er das gestaltet. Verschiedene Sprachrhythmen- Lautstärken (Flüstern, abgehacktes Lesen, Schreien,... ) Kennen lernen von verschiedenen Formen von Vortrag, einfach sich ausprobieren.
Alle nehmen den gleichen Text und gestalten daraus eine Belesung. – ein ausgewählter Text wird in einem ausgewählten (von der Gruppe) Raum gelesen.
- Schön zu sehen, dass jeder andere Vorstellungen und Ausdrucksweisen hat.- Find ich gut, weil man auch schon spielerisch dabei tätig werden kann. Mal ne andere Form des Theaterspielens. - Durch unterschiedliche Textarten schwer zu vergleichen. Man muss versuchen, ohne Hemmungen vor den anderen zu agieren, gute Vorbereitung für Aufführungen vor großem Publikum (ähnlich wie bei Rezitationen vor der Klasse) FeedbackDer Teilnehmer
„Rückenmassage“ Bemerkung
Einer geht in die Mitte und lässt sich leicht nach vorne runterhängen, er wählt eine Sprache aus. Die anderen sind die Masseure und sprechen in dieser Sprache neben der Massage mit dem Spieler, der massiert wird. Als Abschluss: Sich gut tun.
- Sehr angenehm, empfehlenswert- Ungewöhnlich, aber nicht negativ; durch Geplapper entsteht keine angespannte Atmosphäre, großer Entspannungsfaktor- Hat ziemlich gekitzelt. Nix für Leute mit Berührungsängsten. War aber sehr entspannend! FeedbackDer Teilnehmer
Samstag
Besuch in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, ca. zwei Stunden. Wir gehen auf Spurensuche, suchen Stoff für unsere Szene.
Dabei suchen wir die Spielstätte
auf und suchen uns die Stelle aus,
die wir „bespielen“ wollen.
Block 50, das ehemalige Hygiene-
Institut im KZ Buchenwald.
Es war für uns alle sehr eindrücklich und hat einen wichtigen Hintergrund geschaffen, für die Szene, die gespielt werden sollte.
Nach dem Mittagessen: Warming up mit:
„Gesten-Geräuschkreis“
Eine Geste wird mit einem Geräusch an den Nebenmann weitergegeben. 3 Möglichkeiten- Genaue Imitation der Geste mit Geräusch- Steigerung der Geste und Geräusch- Richtungswechsel: Andere Geste/Geräusch-
Dann Themenfindung, Entwicklung einer Szene
Dies habe ich so gemacht, dass jeder ein Thema auf einen Zettel geschrieben hat, und dann dazu eine Idee, die dann jeder einzelne der Gruppe vorgestellt hat. Daraus wurde eine Idee ausgewählt, und diese Idee wurde dann zu einer Szene umgesetzt. Dafür hatten die TN eine dreiviertel Stunde Zeit. In dieser Zeit habe ich mich zurückgezogen, dann an dem vorläufigen „Endprodukt“ haben wir wieder gemeinsam weitergearbeitet.
Und so hat sich Stück um Stück die Endszene herauskristallisiert.
Uns war ein Rahmen von 10 Minuten gegeben. Unsere Szene sollte fünfmal an dem Vormittag 01.10. aufgeführt werden und diese Szene war eine von fünf Stationen des Pilgerweges.
Gegen 18.00 haben wir als Abschluss für den Tag Film „Schindlers Liste“ angeschaut, was für unser Hintergrundwissen noch mal gut war.
Sonntag
Am Sonntag wurde die Szene einfach noch ein paar mal durchgeprobt. Die Teilnehmer haben das selbständig gemacht, da ich ausgefallen bin.
3. Auswertung
Was ist in bezug auf Konzeption und Zielgruppe meiner Einschätzung nach gut gelaufen und worauf ist das zurückzuführen?
Meine Zielgruppe konnte sich in Thema und Art des Workshops gut einfinden.
Das lag sicherlich auch an der großen Offenheit und Motivation, die die Teilnehmer mitbrachten. Sie haben sich mit großem Interesse und Bereitschaft auf die gestellten Übungen und Themen eingelassen und so den ganzen Prozess gefördert.
Die Erfahrungen, die ich im Aktionstheater gemacht hatte, waren für mein Projekt ein sehr gutes Hilfsmittel im Hinblick auf Einschätzen, wie ich die Übungen einsetzen wollte und das hat auch so hingehauen, wie ich mir das vorgestellt hatte.
Die Teilnehmer haben trotz des Themas Spielfreude bekommen und gehabt, da war es mir eine große Hilfe, dass ich viele der Übungen schon einmal gemacht hatte und so in etwa die Wirkung einschätzen konnte.
Für mich war es hilfreich, dass ich die Teilnehmer gebeten habe, nach jeder Einheit, sich kurz Zeit zu nehmen, und zu jeder Übung ein kleines Feedback auf vorbereitete Kärtchen zu schreiben.
Es war auch sehr interessant zu beobachten, dass die „Massage in verschiedenen Sprachen“ eine sehr ungewöhnliche Übung für die Teilnehmer war. Wenn man nicht so in Theaterkreisen verkehrt, ist Berührung eher ungewöhnlich. So haben die Teilnehmer das als was nicht alltägliches erfahren, fanden es aber doch sehr angenehm. Mir zeigt das auch wieder, wie wichtig gerade Körperkontaktübungen beim Theaterspielen sind, damit man aus sich heraus kommen kann und Hemmungen verliert.
Ich selber habe mich im Laufe des Projekts immer wohler gefühlt. Das lag daran, dass ich immer mehr gesehen habe, dass die Teilnehmer so kreativ sind und Ideen entwickeln, dass sie die Übungen gerne mitmachen und auch Spaß daran haben.
Was ist schlecht gelaufen und woran hat es gelegen?
Es waren nur drei Leute als Teilnehmer. Das ist dann schade, wenn man Theater „spielen“ will. Bei kleinen Aufführungen, die ja wesentliche Teile von meiner Konzeption waren, fehlt dann einfach das Publikum . Das liegt einfach daran, dass sich nicht mehr haben begeistern lassen, mit zu machen.
Viele Übungen habe ich schon mal gemacht oder im Workshop „Aktionstheater“ schon ausprobiert. Vielleicht hätte ich da mehr eigene Übungen einbringen sollen und noch mehr eigenes entwickeln sollen.
Was würde ich das nächste Mal anders machen?
Früher anfangen
Ich denke, ich würde früher anfangen, mir zu überlegen, wie ich Leute werben könnte, die mitmachen.
Ich würde früher anfangen, mir überhaupt Gedanken zu machen, was mein Projekt beinhalten soll, was ich leisten kann und was nicht.
Außerdem würde ich mir früher einen genauen Ablaufplan machen, früher anfangen mit der Literaturrecherche und mich früher um Räume kümmern.
4. Ausbildungsreflexion I Schlusseinschätzung
Was hat mir die Grundausbildung in Bezug zu meinem Projekt gebracht?
In Bezug zu meinem Projekt hat mir die Grundausbildung sehr viel gebracht. Ich habe viele Aspekte von verschiedenen Workshops einbringen können. Aber auch vom allgemeinen Ablauf, wie unsere Treffen stattgefunden haben, habe ich mir vieles mitnehmen können.
Für den kleinen Präsentationsfilm war mir der Filmworkshop wichtig.
Für die Umsetzung meines Theaterprojekts war der Workshop „Aktionstheater“ und „Regie“ sehr hilfreich. Dann durch die ganzen Formen, wie wir „Warming up“ gestalteten, habe ich das recht selbstverständlich mit in meinen Workshop mit einbringen können und da mir in der Zeit der Grundausbildung deutlich geworden ist, dass gute „Warming up´s“ viel zu gutem Spiel beitragen, habe ich dem auch eine große Bedeutung beigemessen.
Was hat mir gefehlt?
Ich hätte mir vielleicht ein bisschen mehr Betreuung von Erik oder Marika gewünscht, jetzt speziell zu meinem Projekt. Also ich habe jetzt mein Projekt stattfinden lassen, und es mit niemanden vorher besprochen. Das liegt aber ja einfach auch an mir, da ich nicht Bescheid gesagt habe, weil das andere Projekt aus gesundheitlichen Gründen nichts geworden ist. Hatte aber auch das Gefühl, dass ich dass ich da eh alleine in der Luft hänge.
Also ich hätte es gut gefunden, wenn man einen speziellen Projektbetreuer gehabt hätte. Entweder Erik oder Marika. Und dass diese Projektbetreuer die Aufgabe haben, noch mal nachzufragen, einem Tipps zu geben. Ein bisschen einen Maßstab. Da hätte ich es gut gefunden, wenn man da eine Erinnerung bekommt. Und eben mit einer Bezugsperson.
Ich würde mir wünschen, dass das Projekt an sich intensiver in der großen Gruppe vorbesprochen wird, dem mehr Zeit zugemessen wird, bei einem Treffen, bei dem Sabine, Erik und Marika dabei sind. Weil ich finde, dass das Projekt eigentlich eine wichtige Sache in der Ausbildung sein sollte, für mein Empfinden war dem aber zu wenig Bedeutung zugemessen.
5. Quellenangaben I Literaturhinweise
Protokoll vom Aktionstheater im September 2004
„Theater-Werkstatt“; Grundlagen, Übungen, Spiele, Michael Grau; Wolfgang Klingauf;
„Konzentrationslager“ Dokument F 321;ISBN 3-86150-012-4
„Furchtbare Ärzte“ Medizinische Verbrechen im Dritten Reich; Till Bastian
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